Luchs-Projekt Pfälzerwald / Vosges du Nord e.V.

Forschung

Die FFH-Richtlinie der EU (92/43/EWG) verpflichtet Deutschland, den Luchsbestand regelmäßig (alle sechs Jahre) zu dokumentieren.
Der Europäischen Kommission wird ein Bericht über ihre geforderten Maßnahmen und deren Auswirkungen vorgelegt.
Zentraler Bestandteil der Berichtspflicht ist die Erfassung und Bewertung des Populationszustandes.

Die beobachtenden Erfassungen, man nennt sie Monitoring, bilden die Grundlage für die Analyse der verschiedenen Faktoren wie Reviergröße, Raumverhalten, Sozialverhalten und Auswirkungen von durchgeführten Maßnahmen.

Sammeln von Hinweisen

Beim Sammeln von Hinweisen gilt es, zufällig gefundene Spuren, Sichtbeobachtungen, Risse, Kot- oder Haarfunden zu überprüfen und zu dokumentieren. Dieses Vorgehen heißt passives Monitoring.

Dazu werden aus der Bevölkerung eingegangene Hinweise durch ein Netz von geschulten Luchsberatern bearbeitet. Dieses Netz von Personen aus Jagd- , Forst- und Naturschutzkreisen wird in Rheinland-Pfalz von der FAWF betreut.

Je nach Art des Hinweises ist eine eindeutige Überprüfung durch eine dritte Person jedoch nicht möglich (z.B. Sichtung, Rufe). Um dennoch eine Einordnung der Hinweise zu ermöglichen, erfolgen Erfassung und Dokumentation nach standardisierten Methoden. Die Bewertung der Zufallshinweise geschieht nach den so genannten SCALP-Kategorien, die von einer alpenweiten Luchsexpertengruppe entwickelt wurden.

Für die Beantwortung spezieller Fragestellungen reicht das passive Monitoring meist nicht aus. Hier benötigt man zusätzlich noch das aktive Monitoring.

SCALP Kategorien

Im Projekt SCALP (Status and Conservation of the Alpine Lynx Population) arbeiten die Verantwortlichen für das Luchs-Monitoring in sieben Alpenländern zusammen. In diesem Rahmen haben sie sich auf eine gemeinsame Form der Dokumentation und Interpretation der erhobenen Daten geeinigt. Diese Standardisierung erlaubt einen Vergleich der Monitoringdaten in den verschiedenen Ländern. Die Daten werden nach ihrer Aussagekraft und Überprüfbarkeit in drei Kategorien eingeteilt:

Kategorie 1: „Hard facts“ wie tot gefundene Luchse, Beobachtungen mit fotografischem Beleg, eingefangene (Jung-) Tiere und genetische Nachweise.

Kategorie  2: von ausgebildeten Personen bestätigte Meldungen wie Risse von Nutz- und Wildtieren, Spuren.

Kategorie 3: nicht überprüfte Riss-, Spuren und Kotfunde, und alle nicht überprüfbaren Hinweise wie Lautäußerungen und Sichtbeobachtungen.

Fotofallen und Spurensuche

Wenn sich Hinweise aus der Bevölkerung auf ein Vorkommen verdichten, kann ein gezieltes, aktives Monitoring in die Wege geleitet werden. Zu den hier verwendeten Methoden gehören das Fotofallen-Monitoring oder das systematische Abspuren. Diese Methoden sind aufwändig und daher meist nur auf relativ kleiner Fläche möglich.

Die Daten werden gezielt und systematisch erhoben. In der Regel sollen damit bestimmte Fragen beantwortet werden, wie die An- oder Abwesenheit von Luchs festzustellen oder die Dichte und Anzahl der Tiere zu ermitteln.

Es gibt verschiedenen Gründe für die Verwendung von Fotofallen. Fotofallen können aufgestellt werden, um Hinweise zur Anwesenheit von Luchsen in einem Gebiet zu bekommen. Bei bekannten Vorkommen kann mit Hilfe von Fotofallen ein Reproduktionsnachweis erbracht und ggf. die Anzahl der Junge pro Wurf ermittelt werden.

Da jeder Luchs sein eigenes, einmaliges Fleckenmuster besitzt (vergleichbar mit dem menschlichen Fingerabdruck) , ermöglichen Fotofallen-Bilder guter Qualität, die Tiere anhand dieses Musters individuell zu identifizieren. Durch ein umfangreiches systematisches Fotofallen-Monitoring  ist es so möglich durch statistische Fang-Wiederfang-Schätzungen eine Populationsgröße zu berechnen.

Funktionsweise von Fotofallen:
Eine Fotofallen bestehen immer aus zwei Kameras, welche sich gegenüber stehen, hierbei beträgt der maximale Abstand der beiden Kameras zueinander 10 m. Ein Sensor in der Kamera nimmt jede Bewegung innerhalb dieser 10 m war und löst dann die Kamera aus.

Da Fotofallen auf Bewegung reagieren, können sie nicht zwischen Luchsen und anderen Waldtieren unterscheiden. So kommt es zustande, dass die Kameras auch Bilder von Rehen, Füchsen, Wildschweinen und anderen Tieren machen.

Besendern/Radiotelemetrie

Ein Luchs bekommt einen Sender meist in Form eines Halsbandes umgelegt.
Dazu spürt man einen frischen Riss auf und stellt eine Kastenfalle auf oder legt Schlingfallen aus. Wenn der Luchs in die Falle getappt ist, wird er betäubt und das Halsband angelegt. Danach wird der Luchs wieder in die Freiheit entlassen. Der Sender, der mit VHS und/oder GPS Technologie funktioniert, schickt regelmäßig Daten zum Aufenthaltsort des Luchses bzw. gibt ein entsprechendes Funksignal ab. Dadurch lässt sich der genaue Standort des Luchses zu bestimmten Zeiten ermitteln. Dies wiederum ermöglicht die Darstellung von Revieren oder Wanderungen und kann ggf. die Interaktion von Luchsen untereinander veranschaulichen. Das Halsband speichert zudem Daten über die Aktivität der Tiere und die Temperatur am Tier. Daten, die den Forschern helfen, die Tiere besser kennen zu lernen.

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